Dienstag, 20. Oktober 2009

Verrückt muss man sein - ein europäischer Fussballmarathon. Start in der Stadt der Liebe

An drei Tagen hintereiander drei Fussballspiele in drei verschiedenen Ländern gucken. Klingt verrückt, ist es auch. Aber so bekloppt es auch sein mag, die Sache ist machbar und kann zu einem unvergesslichen Abenteuer werden. So geschehen bei mir, am ersten Septemberwochenende. Entlegene Bahnhöfe, verspätete Fähren, Apfelwein und deutsch sprechende Belgier - und nebenbei gibts auch noch Fussball.
Meine ballrunde Odyssee beginnt in Lutetia, dem heutigen Paris. Schon Asterix hatte einst mit Verkehrsstaus zu kämpfen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Stadt der Liebe pulsiert, schläft praktisch nie. Immerhin habe ich einen Schlafplatz gefunden, in Frankreichs größter Jugendherberge, mit über 400 Betten, untergebracht in einem schnöden Hochhaus. Und etwas jwd ist es noch dazu. Naja, is ja auch nicht so wichtig. Ich will schließlich Fusball gucken. Viel Auswahl gibts da aber nicht.
Eigentlich sollte sich Paris was schämen. Die zweitgrößte Stadt Europas beherbergt nur kümmerliche zwei Profivereine. Da wäre Paris Saint-Germain, das in der Ligue 1 seit Jahren zwischen hui und pfui pendelt und dessen Fans regelmäßig Silvester ins Stadion verlegen (der Gästefanblock im Parc des Princes ist zum Schutz in ein Netz gehüllt). Ein Schattendasein fristet die Nummer zwei, der FC Paris - und dort solls an diesem Freitagabend hingehen. Über die majestätischen Boulevards, leider sind die Preise hier genauso majestetisch, schlendere ich Richtung Metro, der U-Bahn, und treffe früh am Stadion ein. Richtig gemütlich wills in dieser Leichtathletikschüssel aber nicht werden, zumal es trotz Sonne saukalt ist. 16.000 Zuschauer finden im Stade Charlety Platz, nur ganze 800 wollen den Drittligisten heute Abend sehen. Trauriger Durchschnitt bei den Blauen. Man fühlt sich im großen Rund wie ein Häufchen Elend.
Das Spiel gegen Bayonne gehört in der 1.Hälfe eher zur langweiligeren Sorte. Immerhin ist eine kleine Stadionzeitung zu haben, in Frankreich nicht selbstverständlich. Sogar in der 1.Liga gibts manchmal keine. In der Halbzeitpause kann ich einen Wimpel für meine Sammlung ergattern und in der zweiten Hälfte geselle ich mich zu einem gemäßigtem PSG-Fan. Er hat eine französische Fussballzeitung - davon gibts mindestens 12 verschiedene - und blättert. Schnell fällt auf, dass der unterklassige Fussball auch in der Grande Nation höchstens nur ein Dreizeiler wert ist. Alles dreht sich um die Großen, denn mit denen kann ja auch der meiste Mammon gemacht werden. Lyon, Bordeaux, Paris und natürlich Marseille, der Liebling der meisten Franzosen. Das Event-Erlebnis ist hier weit verbreitet - und das kann anscheinend, wie so viele Kleine, auch der FC Paris nicht ausreichend befriedigen, trotz einer tollen zweiten Hälfte und einem 3:0-Sieg. Zurück gehts wieder mit der Metro, ein wirklich praktisches Verkehrsmittel, auch wenn die Gänge in den Stationen auch gut und gerne mal 500m lang sein können. Erst spät wieder in der Herberge und ab in die Falle, auch wenn der Magen knurrt. Zum Glück schnarcht mein Zimmerkollege, ein Kanadier, nicht, denn morgens wartet um 7.01 der Zug - Direktion Engeland. Teil II folgt)
Olli

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