Samstag, 15. Juni 2013

85-Trainer Kevin Strohbach im Interview: "Wir werden die Testspiele aufzeichnen und danach genauestens analysieren."

85live: Hallo Kevin, Du kommst aus dem Ruhrgebiet. Deswegen zunächst die wichtigste Frage: „ BVB oder Schalke?
Kevin Strohbach: St.Pauli.
85live: In Deiner Heimat hast Du Fußball auch selber gespielt ?
Kevin Strohbach: Ich habe mit vier Jahren das Fussballspielen beim TV Jahn Hiesfeld in Dinslaken begonnen , ab der C-Jugend wechselte ich in den Leistungsbereich von Hamborn 07. Dann bin auch schnell in die Niederrhein Auswahl berufen worden. Mit 17 bekam ich dann das Angebot für den TV Jahn Hiesfeld in der Oberliga zu spielen und nahm das dann auch wahr. Mit 20 fand meine Karriere ein abruptes Ende, als ich durch einen Zeckenbiss am pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte. Viele kennen sicherlich die Leidensgeschichte des Sechzigers und Nationalspielers Olaf Bodden, dem es ähnlich erging. Ich hatte zwar nach meiner Gesundung weitere Angebote, jedoch musste ich erkennen, dass es für meinen Anspruch auf Leistungsfussball nicht mehr reichte.Es ist schwer für den Körper nach so einer Krankheit wieder die Energie aufzubringen, die man für Leistungssport benötigt.
85live: Was hat Dich nach Hamburg verschlagen?
Kevin Strohbach: Mein Vater wohnt in Hamburg und da ich die Möglichkeit hatte, bei Altona 93 im Jugendbereich als Trainer anzufangen und Hamburg eine wunderbare Stadt ist, hab ich meine Sachen gepackt und bin ab in den Norden. Ich wechselte dann zu Vorwärts Wacker und stieg mit meiner Mannschaft auf Anhieb von der Landesliga in die Verbandsliga auf. Nachdem Jahr hatte ich bereits ein Angebot von Bergedorf 85 bekommen. Da hatte ich aber schon dem HSV zugesagt. Dort hatte ich mit der dritten B-Jugend meine Mannschaft hab aber eng mit Otto Addo zusammengearbeitet und habe dort sehr viel erfahren können.
85live: Fühlst Du Dich unter den so „Kühlen und spröden „ Hanseaten wohl?
Kevin Strohbach: Ja. Das ist genau mein Ding.
85live: Wie bist Du zu den Elstern gekommen?
Kevin Strohbach: Als ich bei Vorwärts Wacker gewesen bin hatte ich bereits wie gesagt ein Angebot der Elstern. Zu meiner HSV Zeit wohnte ich in Bergedorf und daher ist der Kontakt nie wirklich abgerissen. Als dann die Trainerposition bei der A-Jugend frei war, habe ich den Schritt getan.
85live: Deine A-Jugend ist unheimlich erfolgreich. Dieses Wochenende habt Ihr den Sack zugemacht und Meistertitel und Aufstieg gefeiert? Gabs ne Bierdusche?
Kevin Strohbach: Natürlich nicht. Als Jugendtrainer habe ich doch schliesslich strikt darauf zu achten, dass bei den Jungs kein Alkohol im Spiel ist. Na ja, ein paar Sektspritzer dürften es schon gewesen sein…
Ja, die Truppe ist schon ein geiler Haufen. Als ich die Mannschaft übernommen habe, war der Zustand, gelinde gesagt, bescheiden. Ich habe die Mannschaft dann neu zusammengestellt und fussballerisch wie charakterlich eine tolle Einheit formen können. Mit Dieter Vorkert und Samid z.B. habe ich auch Jungs in der Mannschaft mit denen ich in die Landesliga gehe.
85live: Trainer. Was ist so reizvoll an diesem Job?
Kevin Strohbach: Auch wenn meine eigene Karriere schnell vorbei war, habe ich doch in der Zeit viel mitbekommen. Ich weiß was es heisst, als 17 Jähriger ins kalte Oberligawasser geworfen zu werden. Diese Erfahrung gebe ich jetzt meinen jungen Spielern mit. Aber es spielen natürlich eine Menge Faktoren eine große Rolle. Eine Einheit aus verschiedensten Typen verschiedensten Alters zu formen, denen zu zeigen wo Vorne ist und möglichst Erfolg zu haben. Das macht den Reiz aus.
85live: Hast Du Vorbilder? Klopp oder eher der Heynckes...
Kevin Strohbach: Kenne ich beide nicht. Nein, Spass beiseite. Ich urteile wirklich lieber die Trainer nach Ihrem Arbeitsalltag, nach dem, was man im Fernsehen nicht mitbekommt. Und da habe ich von Otto Addo schon eine Menge mitbekommen. Otto Addo ist sehr professionell aufgestellt und leitet sein Trainerteam wirklich vorbildlich.
85live: Du bist ein sehr junger Coach. Leidet darunter die Autorität?
Kevin Strohbach: Grundsätzlichkeiten wie Disziplin, Pünktlichkeit, Teamgeist muss ein Spieler so oder so mitbringen. Diese Strukturen müssen klar sein und da kann ich schon erkennen , wer das mitzieht und wer nicht. Zudem bin ich schon 6, 7 Jahre älter als die meisten Spieler. Und für einen 20-Jährigen ist das schon ein größerer Unterschied als zwischen einem 50-Jährigen und einem 56-Jährigen. Die älteren Spieler bringen die Grundsätzlichkeiten meist schon aus Erfahrung mit. Da gibt es keinerlei Probleme. Auf dem Platz bin ich der Trainer, daneben kann ich aber auch schonmal der Kevin sein. Es geht immer um ein gesundes Maß.
85live: Worauf legt ein Kevin Strohbach wert? Was ist Deine (Spiel)philosophie?
Kevin Strohbach: Stani hat es mal passend gesagt: „Raus gehn, warmmachen, weghaun…“ Damit ist eigentlich alles gesagt. Nein,natürlich lege ich sehr viel Wert auf Disziplin. Meine Spielphilosophie werdet Ihr dann hoffentlich am ersten Spieltag erkennen an dem ich hoffe, dass viele von Euch sich dann ein Bild vor Ort machen werden.
85live: Seit vier Monaten bist Du nicht nur Jugendtrainer, sondern auch für die erste Herren verantwortlich. Bitte resumiere diese bisherige Zeit.
Kevin Strohbach: Ganz ehrlich? Es war mit das Schlimmste was ich je erlebt habe. Am Mittwoch vor dem ersten Spiel gegen Lurup wurde ich zum Trainer ernannt und musste in drei Tagen 8 neue Spieler in eine Mannschaft integrieren, die ich weder kannte  noch zusammengestellt habe. Nun sind die Voraussetzungen natürlich ganz andere. Wir sind die erste Mannschaft in Hamburg die mit der Vorbereitung beginnt. Ich war an der Zusammensetzung der Mannschaft komplett beteiligt und wir haben ein tolles Team ums Team. Es kann also nur besser werden.
85live: Die wichtigste Erfahrung, die Du sammeln konntest?
Kevin Strohbach: Man muss sehr aufpassen wem man was erzählt und vor Allem wie man es erzählt. Nach den ersten zwei Siegen wurde ich bereits zum Trainer des Jahres hochstilisiert und nach ein paar Niederlagen war ich der Trainer ohne Erfahrung.
85live: Jetzt steht die neue Saison vor der Tür. Landesliga. Wie sieht es momentan mit den Neuverpflichtungen aus. Bitte jeweils ein kurzer Satz zu den Neuen.
Kevin Strohbach: Ich möchte mit 25 Spielern in die Vorbereitung gehen um dann zu Saisonbeginn einen Kader von 22 Spielern zu haben. Es werden also noch welche wegfallen. Natürlich freue ich mich über teilweise namhafte Neuverpflichtungen wir Rapsis oder Schirosi. Aber entscheidend ist auf dem Platz. Wir fangen alle gleichberechtigt an und daher möchte ich noch keinen Spieler im Vorfeld bewerten.
85live: Viele bleiben nicht. Zuletzt wanderte Pascal Eggert ab. Ein schmerzlicher Verlust...
Kevin Strohbach: Wer die Chance hat beim Oberligameister zu spielen soll versuchen diese Chance zu nutzen. Ich wünsche Ihm viel Erfolg.
85live: Wie sieht die Vorbereitung aus? Wie oft trainiert Ihr, stehen schon Testspiele fest?
Kevin Strohbach: Mit Tomas Appel haben wir einen sehr engagierten Fitnesstrainer gewinnen können, der dafür sorgen wird, dass die Mannschaft Luft für 95 Minuten hat. Mit Sarah Scheerer als Physiotherapeutin haben wir jemanden der die Spieler wieder auf die Beine bekommt. Wir trainieren in der Vorbereitung 6 x pro Woche und werden zusätzlich eine Menge Testspiele absolvieren. Die Spiele stehen im Prinzip fest und wir werden Euch rechtzeitig und zeitnah über die einzelnen Termine informieren. Unser Training beginnt am 19.Juni. Wir werden die Testspiele aufzeichnen und danach genauestens analysieren.
85live: Ist ein sofortiger Wiederaufstieg machbar?
Kevin Strohbach: Zu allererst einmal ist es wichtig, dass hier wieder Fussball gespielt wird. Und das möglichst ansehnlich. Die Zuschauer müssen ersteinmal den wieder Spass finden uns bei den Spielen zu besuchen. Und da ist Erfolg natürlich die beste Medizin. Wenn wir dann unter den ersten Drei einlaufen ist das sicherlich nicht das Schlechteste. Über einen Aufstieg würde ich mich aber nicht beschweren.
85live: Leute, die Dich besser kennen, schwärmen von Deiner Fußballbesessenheit. Was macht Kevin alleine zuhause oder anders gefragt, gibt es ein Leben abseits des grünen Rasens?
Kevin Strohbach: Im Prinzip lebe ich 24 Stunden am Tag den Fussball. Zur Zeit bin ich realistisch betrachtet schon täglich bis zu 10 Stunden nur damit beschäftigt.
85live: Es fehlt natürlich die gute Fee.. Deine drei Wünsche...
Kevin Strohbach: Ich wünsche mir, dass meine Spieler gesund bleiben,dass die Herren und die Jugend wieder besser zusammen arbeiten und das wir wieder junge Spieler aus unserem Verein an den Herren Bereich ranführen können.

85live: Vielen Dank für das ausführliche Interview !!!